Produktion: TheaterAmFenster, Stuttgart
Text: Boris Rodriguez Hauck
Spiel: Boris Rodriguez Hauck: Joe
Stimme: Rüdiger Erk

Dramaturgie: Christian Schubert
Bühne & Kostüme: Veronika Nadj
Fotos und Grafik: Jim Zimmermann

Nächste Spielperiode: Mitte September bis Ende Oktober 2016
Dauer ca. 75 Minuten ohne Pause


    George Orwell, Prophet der Schreckenswelt von "1984", Autor der grimmigen Fabel von der "Farm der Tiere", ist einer der meistgelesenen englischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Er lebte in Zeiten großer Kriege und Krisen, ergriff Partei gegen Gewalt und Willkür, für Anstand und Freiheit in einer sich verfinsternden Welt. Er war ein politischer Literat. Ein unbeugsamer Moralist. Schwermütig, selbstzerstörerisch, voller Widersprüche.

    Das TAF nimmt sich diesem Mann an und treibt konsequent seine "biografische" Theaterarbeit voran: Thematische Reflexionen über das Wesen des Menschen. Im Falle Orwells: 1. Seine radikal selbstzerstörerischen Lebensentscheidungen - Leben als Obdachloser in Paris. 2. Seine politische Haltung als "demokratischer Sozialist" - geprägt im spanischen Bürgerkrieg. 3. Seine pessimistische Zukunftsvision - eingeholt von der Wirklichkeit. Diese drei wesentlichen Aspekte umkreist das Stück. Dabei wird George Orwell nicht von einem Schauspieler "verkörpert". Seine Figur entfaltet sich indirekt im Dialog zwischen einem Bewunderer Orwells - "Joe", gespielt von einem Schauspieler -, und einer gestaltlosen "Stimme", gesprochen von einem Schauspieler.


    "Joe", bohemer Vagabund, besucht Orwells Grab in Oxfordshire. Während die Nacht hereinbricht verfällt er in einen immer wilder werdenden Monolog, eine rauschhafte Liebeserklärung an George. Als Antagonist tritt die "Stimme" auf, aus dem Nichts sprechend. Orwells Vision des völlig überwachten Individuums - etwas mokant, immer besserwisserisch. Es entspinnt sich ein intellektueller Wettkampf, in dessen Verlauf die "Stimme" in ihrer pedantischen Art "Joe" zu immer gewagteren Ausführungen treibt. Aus ihnen erwächst über die bloße Rechtfertigung hinaus eine imaginäre Figur Orwells, die weit mehr ist als ihr Werk.

    Zu seinen Füßen Orwells Grab, in seinen Ohren die "Stimme". Tragik und Komik umgeben "Joe" und spiegeln zugleich sein eigenes Wesen: Eine clowneske Figur, gesteckt in ernste Kleider.
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